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„Wir haben den Krieg überlebt!“

Sechs Jülicher Zeitzeugen sind zur Gast in der Zitadelle.

Seit den Sommerferien haben sich im Projektkurs Geschichte der Q1 21 motivierte Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Lehrer Herrn Dirk Neumann mit dem Thema „Jülich 1944-47“ auseinander gesetzt.  Zuerst folgte eine intensive Lektüre zahlreicher Publikationenzu diesem Thema.  Schnell wuchs dabei der Wunsch heran, die noch lebende Jülicher Bevölkerung zu diesem Thema zu befragen. Wie haben sie die Zerstörung Jülichs durch die Bombard-ierungen des 16. November 1944 erlebt. Wo haben sie das Kriegsende erlebt und damit den Krieg überlebt? Welche Erinnerungen haben sie an das Leben in Jülich in den ersten Jahren nach dem Krieg?

Erste Kontakte zu Zeitzeugen hatten sich schon bei der jährlichen Gedenkveranstaltung zur Zerstörung Jülichs ergeben, bei der Schülerinnen und Schüler teilgenommen hatten. Weitere Namen und Adressen kamen durch Hinweise ehemaliger Lehrer der Zitadelle hinzu. In den Projektstunden der letzten Monate wurden daher gruppenteilig verschiedene Schwerpunkte der Interviews bearbeitet, sich gegenseitig vorgestellt, Fragen vorbereitet und Organisatorisches geklärt. Man wollte schließlich gut vorbereitet sein!

Q1-Schülerinnen und Schüler mit den sechs Zeitzeugen [1]

Q1-Schülerinnen und Schüler mit den sechs Zeitzeugen

Am 17.03. war es dann endlich soweit. In freudiger Erwartung fieberten die Schülerinnen und Schüler der Ankunft der sechs Zeitzeugen entgegen, der Älteste davon stolze 92 Jahre, der Jüngste immer noch beachtliche 79 Jahre alt. Nach einer herzlichen Begrüßung seitens unserer Schulleiterin Frau Dr. Körver und Vorstellung unserer Gäste hatten diese die Gelegenheit, die von Herrn Neumann gestellte Eingangsfrage „Wo waren sie am 16.11.1944, als in Jülich mit der fast vollständigen Zerstörung Jülichs gleichsam die Stunde Null der Stadt-geschichte schlug?“ zu beantworten. Nach diesem interessanten ersten Appetit-happen geleiteten die Jugendliche die Zeitzeugen in separate Räume, um dort die weitere Befragung in Kleingruppen fortzusetzen.

Im Laufe der nächsten 60 min erlebten die Zeitzeugen zusammen mit den Schülerinnen und Schüler jene prägende Zeit der Jahre 1944-47 aufs Neue, indem sie aus ihrem reichhaltigen Schatz an Erinnerungen zahlreiche persönliche Eindrücke und Anekdötchen erzählten. Dabei wurde den Zuhörern schnell deutlich, dass diese Erlebnisse in damaliger (Kriegs-)Kindheit eigentlich rein gar nichts mit dem heutigen Erwachsenwerden zu tun haben. Anstatt behütet Kinder-garten, Grundschule und Gymnasium zu durchlaufen, erzählten die Senioren davon, wie sie verschüttet unter Trümmer lagen und mit dem Leben schon abgeschlossen hatten, wie sie in jenen Jahren kaum Unterricht in viel zu großen Klassen hatten, in meist sehr armen Verhältnissen leben mussten, und sich darum sorgten, wo sie genießbares Trinkwasser oder noch  nicht verdorbene Lebensmittel finden könnten.

Für weitere Eindrücke der Zeitzeugen sei auf den am 25.03.2014 in den Jülicher Nachrichten erschienenen, ausführlichem Zeitungsartikel verwiesen. Dazu hier klicken [2] (externer Link). Im Zeitungsartikel heißt der genannte und zitierte Zeitzeuge Herr Dr. Heinz Bierth irrtümlich Herr Dr. Heinz Wirth.

Ein Schüler schrieb als Eindruck dazu später: „Durch das Interview konnte man sich das erste Mal richtig vorstellen, wie die Bevölkerung den Krieg miterlebte und in welcher Form sie betroffen war.“. Eine Mitschülerin machte sich folgende Gedanken: „Die Zeitzeugenbefragung war ein neues Erlebnis in meinem Leben, welches ich sehr schön fand, da man sich solche Situationen nicht selber zu Hause machen kann. Es hat mich sehr berührt und war interessant.“

Im Anschluss an die Befragung saßen die Zeitzeugen bei Kaffee und selbst gebackenem, leckerem Kuchen gemeinsam mit den beteiligten Schülerinnen, Schülern und Lehrern in gemütlicher Runde zusammen. Für alle  war es ein sehr schöner, lehrreicher und informativer Nachmittag.

Gemeinsames Kaffeetrinken mit den Zeitzeugen [3]

Gemeinsames Kaffeetrinken mit den Zeitzeugen

Dirk Neumann