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Vier “Zitadellianer” in Arnheim

Rund ein Jahr lang hatten sich rund 20 Oberstufenschülerinnen und -schüler zusammen mit ihrem Lehrer Dirk Neumann mit dem Thema „Jülich 1944-47“ auseinander gesetzt. Unter anderem hatten sie auch sechs Jülicher Zeitzeuginnen und Zeitzeugen interviewt (die Jülicher Nachrichten berichteten davon). In diesem Schuljahr wurden stellvertretend drei Schülerinnen des Abiturjahrgangs 2015 für ihr Engagement belohnt und fuhren zusammen mit ihrem Lehrer Ende September für sechs Tage nach Arnheim. Dort nahmen sie an einer internationalen Jugendkonferenz mit Gleichaltrigen aus Polen, Großbritannien, Deutschland und internationalen Schulen in den Niederlanden teil.

Während der knappen Woche knüpften die Schülerinnen zahlreiche Kontakte mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Nachbarstaaten. Darüber hinaus setzten sie sich mit der Operation „Market Garden“ [1] auseinander und besuchten Schlachtfelder genauso wie den alliierten Soldatenfriedhof in Oosterbeek. Während der zweiten Hälfte ihres Aufenthaltes simulierten sie mit großem organisatorischem Aufwand Sitzungen verschiedener UN-Gremien, um dort über aktuelle Themen wie die Lage in der Ukraine oder Nordkorea zu diskutierten. Die Schüler der Zitadelle vertraten dabei die Interessen Frankreichs im Sicherheitsrat. Dazu ihr Lehrer Dirk Neumann: „Für meine Schüler war es eine einmalige Möglichkeit, durch Teilnahme an solchen Konferenzen ein Gespür für das Agieren auf diplomatischen Parkett zu gewinnen. Es befähigt sie in Zukunft, leichter verschiedene Perspektiven einzunehmen und Standpunkte in der Fremdsprache Englisch zu vertreten.“

Einen emotionalen Höhepunkt erlebten die vier Jülicher dann mit der Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Brücke von Arnheim, bei der auch viele der noch lebenden britischen und polnischen Veteranen teilnahmen (86 Jahre und älter). Die Schülerin Kimberly war davon beeindruckt, dass „diese alten Männer anscheinend Jahr für Jahr die Strapazen auf sich nehmen, um nach Arnheim zu kommen. Es muss ihnen sehr wichtig sein.“ Ihre Mitschülerin Victoria war davon überrascht, „mit welchem Ernst auch viele Niederländer daran teilnehmen, wenn Veteranen Kränze niederlegen und Dudelsäcke spielen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass dies so in den Köpfen der Menschen hier drin steckt.“ Die Dritte im Bunde, Seraphia, fragte sich angesichts dieses Gedenkens: „Was muss passieren, so dass man an solche Ereignisse in dieser Weise erinnert? In Deutschland kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen.“

Auf der Ginkeler Heide in der Nähe von Arnheim (dort waren 1944 viele alliierte Fallschirmjäger abgesprungen) nahmen die Jülicher an einer Großveranstaltung teil. So konnten sie zum Beispiel Fallschirmspringer verschiedener Nationen beobachten, die als Zeichen der Versöhnung zusammen absprangen. Historische Fahrzeuge konnten ebenso bestaunt werden wie Träger historischer Uniformen. Die Volksfeststimmung mit Souvenirs und Memorabili rief dabei auch kritische Töne hervor. Nochmals Victoria: „Es wirkt eher wie ein großes Volksfest, bei dem auch viel getrunken wird. Ich hatte es mir irgendwie anders vorgestellt.“.

Dirk Neumann