Nachdem im Sommer 2017 die Stadt Jülich eine Partnerschaft mit Taicang unweit Shanghai geschlossen hatte, machten sich bereits im Mai diesen Jahres Vertreter Jülicher Schulen auf den langen Weg, um erste Kontakte mit dortigen Schulen zu knüpfen, viele Eindrücke zu sammeln und Möglichkeiten der Kooperation, z.B. in Form eines regelmäßigen Schüleraustauschs, auszuloten. Neben der Stadt Jülich als Schulträger, vertreten durch die Sozialdezernentin Frau Vogel und den Schulamtsleiter Herrn Marx, reisten auch Lehrerinnen und Lehrer des Mädchengymnasiums und der Berufsschule mit. Für das Gymnasium Zitadelle packte Herr Neumann die Koffer.
Nach einer ca. elfstündigen Flugreise erlebte die Delegation vor Ort drei sehr interessante und eindrucksvolle Tage. Taicang kann als chinesische Vorzeigestadt gelten: die ca. 900.000 Einwohner zählende Stadt am Yangtse-Fluss gilt unter Chinesen als die ökologischste Stadt im Land. Das hat auch mit dem vielen Grün zu tun, das die großen Straßen mit den Bürgersteigen und Fahrradwegen einrahmt. Auf Letzteren fahren viele batteriebetriebene Elektro-Scooter; solche mit Verbrennungsmotoren sucht man vergebens. Die Stadt legt in ihrem Stadtbild aber auch großen Wert auf Sauberkeit.
Ein Grund für das Prädikat „deutscheste Stadt Chinas“ liegt an der Ansiedelung von ca. 300 deutschen Unternehmen, die z.T. in eigenen Ausbildungszentren Lehrlinge im „Dualen Studium“ ausbilden, was für China ein Novum ist. Taicang ist zurecht stolz auf den wirtschaftlichen Erfolg der letzten 25 Jahre, was sich auch in einem modernen Stadtbild widerspiegelt oder etwa in dem eigenen Museum zur Stadtgeschichte. Der wirtschaftliche Boom und der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit mögen dazu beigetragen haben, dass Taicang vier Jahre in Folge zur „glücklichsten Stadt in China“ gewählt wurde.
Natürlich hatten die Jülicher Schulvertreter die Gelegenheit, diese Seite Taicangs in einem eng getakteten Besuchsprogramm ebenso kennenzulernen wie auch weitere Sehenswürdigkeiten, z.B. die historische Altstadt von Shaxi. Beeindruckend war dabei die perfekte Organisation dieser drei Tage.
Vor Ort besuchte die sechsköpfige Delegation aber auch drei chinesische Schulen, zwei Gymnasien und eine Berufsschule, um sich vor Ort ein Bild von chinesischen Bildungsstandards, Lehrplaninhalten und Stundentafeln sowie von dem äußeren Eindruck der Schulen zu machen. Dabei waren sie von der Größe der Schulgelände, die stets einem größeren Campus mit eigenen Straßen gleichen, der Anzahl der dortigen Gebäude und der vorzufindenden Einrichtung überrascht und beeindruckt.
Bereits vor Beginn der Reise waren die anzubahnenden Partnerschaften festgelegt worden, so dass Herr Neumann die Gelegenheit hatte, am städtischen Gymnasium Taicang die Zitadelle als möglichen Partner in einer Präsentation vorzustellen und die architektonischen Besonderheiten unserer Schulgebäude („Modernes Lernen in der historischen Festung“) zu zeigen. In einem späteren Gespräch lotete er, unterstützt durch Herrn Marx, die konkrete Umsetzung einer Austauschbegegnung aus. Bei einem Empfang durch die Taicanger stellvertretende Bürgermeisterin unterzeichnete er im Namen des Gymnasiums Zitadelle in Vertretung der Schulleitung eine Absichtserklärung, in der beide Seiten versprechen, Kontakte zu vertiefen und die Anbahnung eines Schüleraustauschs zu unterstützen. Diese „Letter of Intents“ stellen bei einem erfolgreichen Aufbau des Austauschs einen Grundstein dar, sind aber bewusst unverbindlich gehalten.
Das Fazit dieser explorativen Reise war durchweg positiv. Taicang als boomende chinesische Klein- bzw. Mittelstadt bietet viele Anknüpfungspunkte, die im Rahmen von Austauschbegegnungen von den Schülerinnen und Schülern im Sinne des interkulturellen Lernens entdeckt und vertieft werden können. Die Nähe zu Shanghai bietet zudem die Möglichkeit eines abwechslungsreichen Besuchsprogramms, z.B. für Tagesexkursionen. Alle drei chinesischen Schulen beeindruckten durch ihren hohen Grad an Professionalität und ihrem großen Interesse an internationalen Austauschbegegnungen.
Während des Aufenthalts in Taicang wuchs bei allen Delegationsmitgliedern der Wunsch, den Aufbau der Austauschkontakte auf Jülicher Seite kooperativ unter Führung der Stadt Jülich anzugehen und die ersten Austauschbegegnungen schulübergreifend zu planen und durchzuführen. Die Jülicher Schulleitungen haben diesen Gedanken aufgegriffen und sich dazu schon informell ausgetauscht. Am Gymnasium Zitadelle haben die Schülervertretung, die Lehrerkonferenz sowie die Schulkonferenz das Anbahnen eines Schüleraustauschs als Versuchsballon positiv aufgenommen bzw. begrüßt.
Solche Schulpartnerschaften entstehen aber nicht über Nacht. Daher wird im Herbst die Planung für eine Austauschbegegnung beginnen, die erstmalig im Schuljahr 2019/20 stattfinden soll. Möglicherweise wird es dazu im Vorfeld den Besuch einer chinesischen Delegation von Schulvertretern geben.
D. Neumann
Eine weitere umfangreiche Fotogalerie wurde in der Oktoberausgabe des HERZOG Kultur- & Stadtmagazin veröffentlicht.