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In memoriam Heribert Emunds († 15.02.2020)

[1]Wie beliebt und anerkannt Studiendirektor Heribert Emunds bei seinen Kollegen und seinen Schülern war, wurde bei seiner Beerdigung am 21. Februar 2020 in Linnich, seinem Heimatort, deutlich. Weit über zwanzig ehemalige Kollegen kamen, teilweise von weit her, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auch in der eindrucks­vol­len Ansprache der Linnicher Bür­ger­meisterin Frau Marion Schunck-Zenker am Grab des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt – ein Amt, das Heribert Emunds fünfzehn Jahre lang ehrenamtlich ausübte – wurde das enge Verhältnis des Verstorbenen zu seinen Schülern gewürdigt, zu denen er noch bis kurz vor seinem Tode Kontakt hatte. Dass er viele Jahre lang Vorsitzender des Sportclubs Linnich und ein aktives Mitglied der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft war, unterstreicht seinen Dauereinsatz für seine Heimatstadt, in der er wie in seinem katholischen Glauben tief verwurzelt war.

Das lebenslange enge Verhältnis des Verstorbenen zu seiner Schule begann schon 1947, als er Sextaner am damals Staatlichen Gymnasium für Jungen wurde. Hier bestand er 1956 sein Abitur. Da die Schule damals ein „altsprachliches Gymnasium“ war, bei dem Griechisch und Latein eine zentrale Rolle spielten, lag es für ihn nahe, daraus einen Beruf zu machen. Zum Studium der alten Sprachen zog er nach Marburg und kehrte nach den beiden Examina an der Uni Marburg und am Studienseminar Krefeld als Studienassessor 1964 an das Jülicher Gymnasium zurück.

Mit Schwung und Begeisterung, die er auch auf seine Schüler übertragen konnte, führte der „Altsprachler aus Passion“ viele Klassen an die alten Sprachen heran. Sein fröhliches Temperament, sein Einsatz für jeden einzelnen Schüler und seine Toleranz machten ihn für viele zum Lieblingslehrer. Bei seiner ersten Klassenfahrt nach Rom – Lateinklassen hatten damals bei Abschlussfahrten nach Rom zu fahren – hatte ich als junger Stu­dienreferendar reichlich Gelegenheit, das vertrauensvolle Verhältnis zwischen ihm und seinen Schülern sowie seine Großzügigkeit mitzuerleben.

Zu seinem Leidwesen musste der Altsprachler erleben, dass der Stellenwert der alten Sprachen am Gymnasium immer mehr zurückging, dass neue Schulzweige wie neusprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich und pädagogisch-musisch immer wichtiger wurden. Sein geliebtes Griechisch verschwand allmählich ganz vom Stun­denplan und er konnte das auch mit seiner Griechisch-AG nicht aufhalten. Mit der Reformierten Oberstufe – der Oberstufenreform – erlebte das Gymnasium seit 1972 die „wohl tiefgreifendste Veränderung seit Wilhelm von Humboldt. (H. Emunds, »Die Zitadelle« 1974, S. 18). Und hier sah Heribert Emunds ein neues Aufgabenfeld, dem er sich mit vollem Einsatz, mit aller Kraft und Leidenschaft als Oberstufenkoordinator widmete. In ungezählten Beratungsgesprächen mit seinen Schülern über die für sie beste Schullaufbahn gewann er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Dankbarkeit und Sympathie der ihm anvertrauten Schüler. Der alljährliche Applaus bei den Abitur­entlassungsfeiern war ein gutes Zeugnis für dieses vorbildliche Lehrer-Schüler-Ver­hält­nis. Nach 30 Jahren ununterbrochener Tätigkeit an unserer Schule hieß es 1994 aus gesundheitlichen Gründen Abschied nehmen von seinem geliebten Beruf, der für ihn wohl auch Berufung war.

W. Gunia