Wasserschulgarten – Allgemeines

Der Wasserschulgarten
im Brückenkopf-Park Jülich
ein naturnahes Gewässer

Kindergartenkinder kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn ihnen die Lebenswelt des Wassers zum ersten Mal gezeigt und erklärt wird.
Schüler der Primarschule können mit ihrer Begeisterung Mitschüler und Unterrichtende mitreißen – sowohl beim Untersuchen des Wassers als auch beim Pflanzen und Untersuchen der Wasserpflanzen.
Schüler der weiterführenden Schulen beginnen mit dem wissenschaftspropädeutischen Arbeiten und Forschen an und mit Wasserpflanzen oder mit Hilfe der aquatischen Modellvegetationsanlage (AMOVA).

Der Wasserschulgarten – ein Modellprojekt

Der Wasserschulgarten, ein außerschulischer Lernort, ist im Zusammenhang mit dem Grünen Klassenzimmer der Landesgartenschau Jülich 1998 als Modellprojekt mit Unterstützung des Forschungszentrums Jülich, der Landesregierung NRW und der Stadt Jülich angelegt worden.
Er liegt im Bereich der ursprünglichen Sumpfniederung (Überschwemmungsgebiete) der Festungsgräben des napoleonischen Brückenkopfes.
Eingebunden in ein Gewässersystem erhält der Teich Wasser stadteinwärts von der Rur über ein Wohngebiet parallel zur Kirchbergerstraße und über den Brückenkopfweiher. Das überschüssige Wasser wird direkt zur Rur zurückgeleitet oder könnte sich bei Hochwasser in den umliegenden Gräben verteilen. In diesem renaturierten Gewässer besteht eine spezielle Wasserführung, um naturnahe, ökotechnische Wasserbehandlungsmethoden zu nutzen und zu überprüfen.
Neben einem speziellen Schilfgürtel (Wasserbehandlungsmethode) konnten auch zahlreiche Pflanzen angepflanzt werden (Schwerpunkt: Wasser- und Sumpfpflanzen des Niederrheingebietes) – nicht zuletzt dank verschiedener Pflanzenspenden botanischer Gärten.
Über einen Steg dringt man in die Idylle des Wasserschulgartens ein.

Im Wasserschulgarten wird die Lebenswelt der Wasserpflanzen erfahrbar

Wasserpflanzen sind weltweit vom Aussterben bedroht. Betroffen sind vor allem Unterwasserpflanzen.
Die Beschäftigung mit den Wasserpflanzen dient zunächst einmal ihrem Kennenlernen und später der wissenschaftlichen Erforschung. Schülerinnen und Schülern soll die Kraft (und Verletzlichkeit), die Schönheit und die Zukunft der Wasserpflanzen vermittelt werden. Sie erfahren, dass Wasserpflanzen besondere Anpassungserscheinungen haben und dass die Wasserqualität (Trübung des Wassers) und/oder die Witterungsverhältnisse (Herbst) nur manchen Pflanzen eine Entwicklung ermöglichen.

Eine aufwendige Stegkonstruktion, mit der man fast bis zur Mitte des Teiches gelangt, ermöglicht unter anderem Untersuchungen an Wasserpflanzen. Am Steg befinden sich links und rechts zahlreiche Pflanzträger (Pflanztröge), die man aufgrund ihrer speziellen Konstruktion mit Hilfe eines Krans in jede gewünschte Wassertiefe ablassen kann. So kann gezielt die Entwicklung der unterschiedlichen Wasserpflanzen in Abhängigkeit vom Standort untersucht werden. Zudem befindet sich im Zufluss des Teiches eine ausgedehnte Fläche mit Schilfpflanzen. Dieser Schilffilter (“Schilfkläranlage”) soll bewirken, dass das stark getrübte Teichwasser künftig so klar ist, dass man die Unterwasserpflanzen vom Steg aus betrachten kann.

Gewässeruntersuchungen

Durch die besondere Einbindung des Teichs im Wasserschulgarten in das Gewässersystem Rur/ napoleonischer Brückenkopf besteht die Möglichkeit, drei unterschiedliche Gewässer (Fließgewässer (Rur), Teich mit zum Teil künstlicher Begrenzung (Brückenkopfweiher) und Teich mit natürlichem Bewuchs und Schilfkläranlage (Wasserschulgarten)) mit Schülerinnen und Schülern zu untersuchen und im Anschluss die anthropogenen Einflüsse zu diskutieren.
Im Wasserschulgarten werden Pflanzen bestimmt und Wasserproben für die biologischen und chemisch-physikalischen Untersuchungen entnommen. Kleinstlebewesen werden aus dem Wasser gefischt, um nach der Bestimmung der vorliegenden Arten die Güte des Gewässers festzulegen. Im Wasserlabor in der Zoorotunde stehen dafür sehr gute optische Geräte zur Verfügung. Pflanzliches und tierisches Plankton zeigen die Artenvielfalt eines solchen Biotops auf. Die chemische Güteklasse wird mit Hilfe der Untersuchungsdaten vom Fotometer und weiteren Messgeräten genau erfasst.

Die AMOVA wurde am Forschungszentrum Jülich 1983 auf der Basis von Konzepten der Pionierin der Wasserreinigung mit Wasserpflanzen, Frau Dr. Käthe Siedel (1907 – 1990) entwickelt und in den Jahren 1984 – 2002 experimentell eingesetzt. Untersucht wurden die Elimination von Nährstoffen (Stickstoff- und Phosphorverbindungen, Nitrat und Phosphat), das Gastransport- bzw. Belüftungsvermögen (Sauerstoff) und die Entgiftung von (schwer)metallartigen Verbindungen (Selen, Ar-sen).
Das zu behandelnde Wasser durchströmt in diesen Anlagen mehrjährig eingewachsene Wurzelhorizonte und wird durch das Zusammenwirken der Röhrichtpflanzen (wie z. B. Schilf, Rohrkolben, Wasser-Iris, Seebinse) mit Mikroorganismen (Bakterien, Pilzen) im Wurzelhorizont von den unerwünschten Stoffen befreit. Diese am Forschungszentrum Jülich langjährig als zuverlässig gemessene Funktion ist besonders für die Elimination von Phosphat (dem kritischsten aller Nährstoffe) aus Oberflächenwas-ser nutzbar.
Die Anlage im Wasserschulgarten liegt auf der Halbinsel und besteht aus einem zwölf Meter langen und zwei Meter breiten Becken, das in zwei mit Kies gefüllten und mit Schliff bepflanzten Bereiche unterteilt ist.

Da bereits zahlreiche Schüler viele Untersuchungsdaten zusammengetragen haben, können auch die Veränderungen und die Entwicklung dieses naturnahen Gewässers diskutiert werden.
Durch morphologische und physiologische Untersuchungen an Schilfpflanzen wird gezeigt und erfahren, dass Wasserpflanzen zur natürlichen Reinigung eines Gewässers beitragen. Hierzu dienen auch die chemischen Messungen vor und nach der aquatischen Modellvegetationsanlage.

Nachhaltiges Lernen

Neben den naturwissenschaftlichen Lerneffekten entwickeln die Schüler ihr eigenes Umweltbewusstsein weiter. Da auch das schulübergreifende Lernen (Grundschule/ Gymnasium) gerade in Jülich ermöglicht wurde, wird die Sozialkompetenz durch das gemeinsame Arbeiten und Forschen auch über Jahrgangsstufen hinweg gefördert. Durch das Zusammenwirken in Gruppen wird die Teamfähigkeit gestärkt.