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In memoriam Wilfried Bollig

[1]Auf dem Ehemaligentreffen vor einem Monat konn­te man Wilfried Bollig noch so erleben, wie man ihn kannte: humorvoll, herzlich, energie­ge­laden. In der letzten Woche ist Wilfried Bollig im Alter von 74 Jahren überraschend gestorben.

Neben seiner liebenswürdigen und hilfsbereiten Kollegialität und seinen vielfältigen Tätigkeiten im Schulleben werden ihn viele auch als leiden­schaft­lichen Steinsammler in Erinnerung be­hal­ten. Als Geschichtslehrer tauchte Wilfried Bollig mit Hammer und Meißel tiefer in die Erd­ge­schichte ein als alle seine Kollegen. Ein Bruchteil seiner riesigen Fossilien- und Gesteinssammlung, liebevoll dekoriert, zierte alljährlich den Weih­nachts­basar. Und daran hat sich auch in den Jahren seines Ruhestands nichts geändert. Fast 36 Jahre lang diente Wilfried Bollig dem Gym­na­sium Zitadelle als Deutsch- und Geschichtslehrer an allen Fronten des Unterrichts- und Schullebens. Er gehörte zu den Urgesteinen der Schule und freute sich darauf, sich im Ruhestand als passionierter „Steineklopfer“ noch intensiver seinen „Lieblingen“ widmen zu können und auf weiten Wanderungen und Exkursionen die letzten weißen Flecken seiner geologischen Landkarte erkunden zu können.

„Gleich mit gleich gesellt sich gern“, gab ihm die 8b vor neun Jahren mit auf den Weg in das fossile Pensionärsdasein. Die Gemächlichkeit eines Fossils war Wilfried Bollig frei­lich an der Zitadelle nicht vergönnt. 1977, gleich nach dem Referendariat am Haupt­se­mi­nar Aachen und dem Peter-und-Paul-Gymnasium in Eschweiler, trat er auf Empfehlung von Dr. Günter Strobelt seinen Dienst in Jülich an. Bereits im ersten Jahr wurde er mit einem Leistungskurs in Deutsch betraut. Seitdem lernte er als Klassenlehrer im Dauerzustand alle Facetten des Unterrichtsalltags kennen. Er amtierte viele Jahre als Vorsitzender der Fachkonferenz Deutsch, war stellvertretender Vorsitzender im Fach Geschichte, betreute als Vertrauenslehrer lange Zeit die leider eingestellte Schüler­zeitschrift „Der Armleuchter“, leitete die Schülerbibliothek im Westgebäude und sorgte als „Präsident“ des Organisationskomitees des Zitadellen-Karnevals für eine närrische Gestaltung der Weiberfastnacht.

1948 in Erftstadt-Gymnich geboren, besuchte er dort die katholische Volksschule und blieb seinem Heimatort stets verbunden. Das schmälerte aber nicht seine Treue zum Gymnasium Zitadelle, seiner Schule mit „vielen, vielen netten, oft auch klugen und manchmal sogar fleißigen Schülern, in der überwiegenden Mehrheit engagierten und verständnisvollen Eltern und dem tollsten Kollegium der Welt“. In seiner Abschiedsrede schrieb er seinen Kollegen ins Stammbuch: „Ich bin nun fast jeden Schultag über 35 Jahre lang den weiten Weg von Gymnich nach Jülich gefahren, doch habe ich nie ernsthaft daran gedacht, mich an eine näher gelegene Schule versetzen zu lassen. Und das lag neben dem einzigartigen Ambiente unserer Schule an euch, diesem tollen Kollegium einer wirklich guten Schule, deren Teil ich so lange sein durfte. Das macht mich stolz und froh, aber auch ein wenig traurig, denn ich werde euch schrecklich vermissen und davor habe ich auch ein wenig Angst.“

Leider konnte Wilfried Bollig sein Pensionärsdasein nur wenige Jahre genießen. Wir werden ihn als einen der liebenswürdigsten Kollegen in dankbarer Erinnerung behalten.

P. Obiera