Aus dem Schularchiv: 2000 – „Die ewige Baustelle“

Mit dieser Titelschlagzeile der Schulnachrichten im Juni 2000 bewies der zuständige Chefredakteur Pedro Obiera vor 25 Jahren nahezu hellseherische Fähigkeiten, auch wenn es damals noch nicht (oder nur am Rande) um renovierungsbedürftige Turnhallen und marode Fassaden ging. Tatsächlich gab es im Oktober 2000 einen unerklärlichen Wasserschaden in der Turnhalle, die damit plötzlich unbenutzbar wurde. Eigentlich standen zu Beginn des neuen Jahrtasends aber der Einbau einer gasbetriebenen Warmwasserheizung, Fenster und Sonnenschutz für die Räume im Südtrakt, die Verschönerung der Klassenzimmerwände im Nordtrakt, die Einrichtung des Multimediaraums und die Frage nach einem Erweiterungsbau für die Zitadelle auf der Tagesordnung.

Vor allem die Debatte um die neue Heizung erhitzte die Gemüter. Während die Befürworter sie als „ökologisch sinnvolle“ Investition betrachteten, hatte der damalige Schulleiter Peter J. Reichard von Anfang an Bedenken, dass die Arbeiten an der Heizungsanlage „den Schulbetrieb voraussichtlich lange und erheblich stören“ würden. Damit sollte er Recht behalten: Mitte Mai wurde mit dem Abbau der alten Elektroheizung begonnen, im Juni glich der „malerische Innenhof der Zitadelle […] einer riesigen Baustelle“. Nach den Sommerferien sah sich Schulleiter Reichard gezwungen, „erst einmal mehrere Stunden sein Zimmer von fingerdickem Betonstaub [zu] säubern“. Auch verrücktes Mobiliar, bedrohlich offenliegende Steckdosen, Baulärm und Einschränkungen im Musik- und Sportunterricht „führten die Schule an den Rand eines Kollapses“.

Noch mehr Probleme ergaben sich nach Abschluss der Bauarbeiten im Herbst, als die komplizierte Steuerungstechnik der neuen Heizungsanlage dazu führte, dass Schüler:innen und Lehrkräfte im Probebetrieb abwechselnd frieren oder schwitzen mussten und die schuleigenen Klaviere „[a]ufgrund der instabilen klimatischen Verhältnisse“ „mächtig verstimmt“ waren. Der Hausmeister Herr Körber sollte nach einem einwöchigen Lehrgang zum Thema Gebäude-Leittechnik der Einzige sein, der die Heizung bedienen konnte, musste dafür aber zuerst noch in die Grundlagen der Computernutzung eingeführt werden und sich „aus eigenem Antrieb von Schülern erklären lassen, was eine ‚Maus‘ ist und wozu man sie braucht“. Nach all diesen Anstrengungen wünschten die Schulnachrichten nicht ganz uneigennützig: „Bleiben Sie bitte gesund, Herr Körber!“

Auch der Einbau neuer Fenster im Südtrakt verlief nicht reibungslos. Im Zuge der Bauarbeiten zeigten sich „gravierende Mängel“. Blendschutz und Lüftungsmöglichkeiten fehlten vorerst und machten sich vor allem in den Sommermonaten negativ bemerkbar. Das Fazit, das Pedro Obiera in seiner Berichterstattung zog, dürfte auch der heutigen Schulleitung bekannt vorkommen: „Die Geduld dieser Schule bei den Baumaßnahmen ist immer aufs Äußerste gefordert! Auch die Kommunikation zwischen Schulleitung, Stadt und Firmen läuft bisweilen schwieriger als erwartet.“

Umso erfreulicher war es da, dass die Planung, Finanzierung, Einrichtung und Eröffnung des Multimediaraums dank des vielfältigen Engagements der am Schulleben Beteiligten innerhalb weniger Monate gestemmt werden konnten. Meldeten die Schulnachrichten im Februar 2000 noch „Die Planungen für unseren Multimediaraum sind weit gediehen“, hatten im Juni bereits die Abbrucharbeiten am vormaligen Sprachlabor stattgefunden und die Bemühungen des Schulleiters um Sponsoren erste Erfolge gezeigt: „Die Kreissparkasse Düren hat soeben 15.000 DM für unseren Multimediaraum gespendet.“ Nach dieser Initialzündung schlossen sich weitere lokale Firmen an, sodass im September über Spenden von rund 33.000 DM berichtet werden konnte: „Ein ermutigender Betrag! Wir werden den Raum nach den Herbstferien bestimmt in Betrieb nehmen können!“ Dazu trug der langjährige Vorsitzende des Fördervereins Anton Mülfahrth mit einer Rechner- und Server-Spende genauso bei wie der Hausmeister, die fachkundigen Informatiklehrer und ein Schülervater, die die notwendigen Elektro-Installationen und Netzwerkseinrichtungen vornahmen. Im November 2000 konnte der bis dahin „unter strenger Geheimhaltung stehende[…] Raum“ tatsächlich bereits der Öffentlichkeit präsentiert werden.

M. Maintz

Quellen aus dem Schularchiv:
• Schulnachrichten Nr. 53 – Februar 200, S. 1f. und S. 6.
• Schulnachrichten Nr. 54 – April 2000, S. 2.
• Schulnachrichten Nr. 55 – Juni 2000, S. 3-5.
• Schulnachrichten Nr. 56 – September 2000, S. 1-3 und S. 8.
• Schulnachrichten Nr. 57 – November 2000, S. 3f.
• Schulnachrichten Nr. 58 – Dezember 2000, S. 2, S. 8 und S. 11f.
• Die Zitadelle, Heft 30 – 2001, S. 21-27 und S. 52f.