Der Innenhof der Zitadelle beherbergt neuerdings nicht nur eine archäologische Fundstelle: Im ersten Fenster rechts vom Toreingang befinden sich die Ergebnisse einer ganz individuellen Spurensuche zum Thema „Konstruierte Erinnerung“ des Grundkurses Kunst in der Jahrgangsstufe 12. Das zentrale Thema Erinnerung und Vergessen in den Objekten und Installationen des französischen Künstlers Christian Boltanski führte die Schülerinnen und Schüler zu der Idee, das Leben einer fiktiven Person aus verschiedenen Artefakten und Objekten selbst zu entwerfen.
Die auf diese Weise entstandenen Objekte und Installationen verlangen vom Betrachter, sich selbst auf Spurensuche zu begeben und aus den ausgestellten Dingen die Person oder Biografie zu konstruieren. Das Fenster im Innenhof der Zitadelle erwies sich dabei als angemessener Ausstellungsraum, da hier die Schüler die Besonderheiten der Kunstform Objekt im musealen Kontext / Rauminstallation erproben konnten und sich dem Betrachter die Ergebnisse wie in einer Vitrine präsentieren. Im Rahmen der Wechselausstellung können sich interessierte und fragende Blicke regelmäßig auf eine neue Schülerarbeit freuen, die in dem Fenster ausgestellt wird. Die Begleittexte zu den Objekten haben die Schülerinnen und Schüler selbst verfasst und sollen dem Betrachter als Wegweiser und Hilfe bei der Entschlüsselung der Werke dienen.
Den Anfang der Ausstellungsreihe bildete ein Objekt von Leon Riha, der an dieser Stelle zu Wort kommt. Im Turnus von ca. zwei Wochen erscheinen hier die weiteren Ergebnisse und können im Innenhof bestaunt werden.
A. Loup
Der menschlichste König
Es war einmal ein Land voll Trunk und Prunk,
voll Streit und Leid.
In diesem Reich herrschte ein König, rein blaues Blut,
der dennoch nichts für sein Volk tut.
Überschüttet mit Speis und Trank lebt er sein Leben,
so frei es macht einen fast krank.
Doch eines Tages brach aus ein Krieg,
der Ihn in seine Grenzen trieb.
Der König, wie er in seiner Art,
tat das was er wohl immer tat.
Probleme häufen hier und dort,
nahm all das Gold aus der Kammer fort.
Langsam aber sicher nun,
wusste er nicht recht zu tun.
Verzweiflung, Angst und Anderlei,
davon wurde er nicht frei.
Nun kam es wie es kommen muss,
der erste große Blutverguss.
Im Schlosshof, dann in den Fluren,
waren überall noch Spuren.
Schließlich Gemächer und auch Thronessaal,
wurden geräumt leer und kahl.
Nur eine Sache sticht heraus,
nicht berührt von einer Laus.
Es war der Thron von unseres König,
er steht im Schutte wie ein Phönix.
Doch niemand weiß genau den Stand,
wie der Kampf der sich hat vorbefand.
Details und andere Scharade, Sie bleiben uns verborgen,
Sie sind bestimmt für andere Paraden, und werden aufgedeckt gen morgen.