Für die Geschichte nach Ljubljana und Leverkusen reisen

Teilnahme an Geschichts-Workshops in Ljubl­jana, Slowenien, Leverkusen und Jülich

Bereits kurz nach den Sommerferien hieß es für vier Schülerinnen und Schüler des Leis­tungs­kurses Geschichte in der Stufe Q2 wieder Koffer packen – zusammen mit ihrem Lehrer Dirk Neu­mann machten sie sich als Teil einer insgesamt zehnköpfigen Jülicher Delegation unter Leitung von Guido von Büren auf die Reise nach Ljubljana, Slowenien. Sie folgten einer Einladung des europäischen Geschichtsprojekts „Stadt­räume“, das sich länderübergreifend mit der Zwischenkriegszeit zwischen 1918 und 1939 in den verschiedenen teilnehmenden Städten beschäftiget.

Dieses Projekt wurde durch den Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V., den Opladener Geschichtsverein von 1979 e.V. und Prof. Dr. Wolfgang Hasberg von der Universität Köln mit großzügiger finanzieller Unterstützung aus Brüssel initiiert. Das Ziel ist die Erstellung eines multinationalen Filmbaukastens mit ca. 200 Kurzfilmen zu einer breiten Palette an lokalgeschichtlich interessanten Aspekten aus jener Zeit. Flankiert werden soll dies durch Publikationen, eine Ausstellung, welche an den Orten der verschiedenen Koop­era­tions­partner zu sehen sein wird, sowie einem begleitenden Kulturprogramm im Rheinland. Neben Jülich und Leverkusen nehmen die europäischen Partnerstädte der Chemiestadt am Rhein teil – Bracknell (GB), Villeneuve d’Asqc (F), Racibórz (PL), Oulo (FIN), Ljubljana (SLO) und Schwedt/ Oder.

Schon vor Monaten trafen sich die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den verschiedenen Ländern virtuell, um gemeinsam ein Konzept für die Einbindung der Social Media-Kanäle bei diesem Stadträumeprojekt zu ent­wick­eln und Posts zu erstellen. Bei der Reise nach Ljubljana durfte neben der Weiterarbeit an diesen Themen natürlich aber auch das gemeinsame Kennenlernen nicht zu kurz kommen. „Ich habe mich auf die Reise nach Slowenien gefreut, weil ich gerne etwas zu den Partnerstädten des Projekts, deren Geschichte und Kultur erfahren, aber auch Jugendliche von dort kennenlernen möchte“, so Sandro, der damit auch seine Motivation für die Mitarbeit auf den Punkt bringt. Auch die Unterhaltung in englischer Sprache stellte kein Problem dar. Dazu Insa: „Nach ein paar Tagen fingen wir an, auch unter den Deutschen nur noch Englisch zu sprechen.“.

In Ljubljana saßen die ca. fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen zusammen und stellten für unterschiedliche Bereiche zu untersuchende Fragestellungen auf, welche in den kommenden anderthalb Jahren in den einzelnen Städten weiter untersucht werden sollen. Ergänzt wurde dies durch Präsentationen zu den einzelnen Städten und zu Vorträgen zum Gastgeberland Slowenien.

Nach zweieinhalb Tagen intensiven Arbeitens blieb noch genügend Zeit, um Ljubljana zu entdecken und den besonderen Charakter kennenzulernen. Die mit seinen ca. 280.000 Einwohnern vergleichsweise kleine Hauptstadt überraschte z.B. auch Hermine: „Für eine Hauptstadt quasi in der Mitte Europas hatte ich mit einer anderen Größe gerechnet. Aber ich bin sehr positiv überrascht.“

Nach Beendigung des Workshops waren Stippvisiten auf der Burg, welcher auf einem Hügel über der Altstadt thront, im Haus des berühmten Architekten Josef Plecnik und in der lokalen Brauerei in Ljubljana geradezu ein Muss. Die slowenischen Gastgeber hatten sich für den Sonntag aber noch ein besonderes Besuchsprogramm für ihre Gäste ausgedacht: nach dem Besuch der Höhlenburg Predjama und des Militärmuseums in Pivka konnten die europäischen Gäste wunderschöne Abendstunden in der ehemals venezianischen Hafenstadt Piran an der Adria verbringen.

Christian zog daher ein sehr positives Fazit vom Workshop in Jülich: „Ich fand es sehr interessant, Ljubljana in dieser Weise mit Gleichaltrigen kennenzulernen und viel zu Land und Leuten zu erfahren. Aber auch beim Projekt selbst habe ich das Gefühl, dass wir jungen Menschen unseren Beitrag dazu leisten können und dass wir mit unseren Erfahrungen in den sozialen Medien den älteren Teilnehmern auch mal unter die Arme greifen können.“

Vor einer Woche ging es dann mit einem Workshop in Leverkusen und Jülich weiter, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die bisherige gute Zusammenarbeit anknüpfen konnten. So wurden weitere wichtige Zwischenschritte in der Projektarbeit genommen und die Umsetzung von Inhalten für den Filmbaukasten an konkreten Beispielen erörtert. Die vier Jugendliche konnten während des gemeinsamen Aufenthalts in Jülich den jün­geren Gästen die Zitadelle inklusive der Kasematten zeigen, nachdem zuvor die ge­sam­te europäische Gästegruppe von der Schulleiterin Dr. Edith Körver und dem Bei­ge­ord­neten der Stadt Jülich, Martin Schulz, in der Schlosskapelle begrüßt worden waren. Abends in Lever­kusen lauschten dann alle u.a. dem Festvortrag des NRW-Landes­ministers Dr. Stephan Holthoff-Pfört­ner beim Festakt anlässlich der Fortführung des Stadträumeprojekts und der Verleihung des Bruno-Wiefel-Preises, welcher den beson­deren Charakter dieser Zusam­men­arbeit auf europäischer Ebene lobte.

Und so können auch der Delegationsleiter Guido von Büren sowie der LK-Lehrer Dirk Neumann ein positives Fazit ziehen: „Mir ist ein wichtiges Anliegen, dass wir Anlässe schaffen, damit sich Jugendliche intrinsisch motiviert mit der lokalen Geschichte Jülichs beschäftigen. Geschichte besteht aus viel mehr als den sich aus den curricularen Vor­gaben ergebenden Inhalten.“, so Dirk Neumann. Guido von Büren unterstreicht, dass für ihn und den Jülicher Geschichtsverein es wichtig ist, nationale Geschichtsnarrative auch durch eine allgemeinere europäische Perspektive wahrzunehmen und zu hinterfragen: „Wenn Jugendliche aus mehreren am Projekt teilnehmenden Städten darüber disku­tieren, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sie bei der Zwischenkriegszeit in ihren Heimaten entdecken, dann haben wir einen wichtigen Schritt für ein zukunfts­fähiges vertieftes Verständnis füreinander gemacht.“

D. Neumann