Abtauchen in die USA-Kultur

Jülich-Collingswood-Exchange 2022
Einmal mit Haut und Haar in eine andere Kultur abtauchen – das war der Plan von 19 Schü­ler:innen, als sie sich im Oktober für drei Wochen auf den Weg in die USA machten, um unsere Partnerschule in Collingswood, New Jersey, zu besuchen.

Ganz ins Unbekannte ging die Reise allerdings nicht, da die Jugendlichen ihre Austausch­part­ner:innen bereits bei deren Besuch in Jülich im August intensiv kennenlernen konnten. Vor allem aufgrund der im Sommer geknüpften Freund­schaften war die Aufregung riesig, nun auch die Welt der Amerikaner:innen und den „American Way of Life“ mitzuerleben. Begleitet wurden die Schüler:innen der Jgst. Q1 von ihren Lehrkräften Alexander Haas und Sophia Ossig, die die Zeit in der Familie des amerikanischen Deutschlehrers, John Oehlers, verbringen durften.

Als die Reise an einem Montagmorgen um 4 Uhr begann, wusste noch niemand, was ihn so genau erwartet, umso größer war die Überraschung, als am Flughafen in Newark ein typisch gelber Schulbus wartete, um uns alle zu den bereits wartenden Gastfamilien nach Collingswood zu bringen. Das Gepäck wurde dabei fachmännisch auf den Rücksitzen verstaut, während wir mit offenen Fenstern und wahnsinnig aufgeregt über den amerikanischen Highway sausten.

An der High School angekommen fielen sich viele der Austauschpartner:innen bereits freude­strahlend in die Arme – unsere gemeinsame Zeit begann. Unser erster Tag star­tete am nächsten Morgen in der High School. Alle staunten nicht schlecht, als sie Herrn Oehlers liebevoll einge­richteten Deutschklassenraum sahen. Sogar das Schulfernsehn stattete uns an diesem Tag einen Besuch ab – da wussten wir noch nicht, dass einige der Jülicher Schüler:innen nur zwei Wochen später selbst die Gastmoderation einer ganzen Morningshow übernehmen sollten. Aber nicht nur im Deutschunterricht, sondern im gesamten Schulalltag wurden „die Deutsch­en“ eingebunden. So haben wir bei­spiels­weise ein privates Footballtraining bekommen oder durften am traditionellen Oktoberfest teilnehmen, dass Herr Oehlers jedes Jahr mit seinen Deutschklassen organisiert. Dafür haben wir uns dann selbstverständlich größte Mühe gegeben, unsere Gastgeber:innen bei der „German Night“ mit einstudierten Tänzen, Sketsches, Musikeinlagen oder Comedy­programmen zu unterhalten – mit Erfolg!

Aber nicht nur der Alltag der Austauschpartner:innen hat die Zeit in den USA so besonders gemacht. Herr Oehlers hat uns auch außerhalb der High School spannende Einblicke ermöglicht – so haben wir nicht nur eine sehr detailreiche Führung in das Police und Fire Department von Collingswood bekommen, sondern haben auch in der Nachbarstadt Camden einen authentischen Einblick in den Bereich ‚Criminal Inves­ti­gation‘ erhalten.

Die Nähe zu Philadelphia hat uns alle überrascht – nach weniger als 20 Minuten verließen wir einige Male die Speedline und befanden uns nicht nur in einem anderen Bundesstaat, sondern auch inmitten einer gewaltigen Metropole, die historisch und kulturell wahnsinnig viel für uns bereithielt. Aber nicht nur beim Besuch der Gründerzeit-Gebäude in Philadelphia wandelten wir auf den Spuren amerikanischer Geschichte, denn wenige Tage später ging es für uns bereits nach Washington D.C., wo wir unter anderem das Capitol besuchten.

Als wäre das nicht schon genug gewesen, sollte das Highlight unserer Reise erst noch kommen – der New York-Tag. Die Stadt, die wohl zu den Interessantesten der Welt zählt, kannten die Schüler:innen bisher nur aus Filmen und Serien, da war es auch nahezu kein Problem, dass der Bus in den Big Apple Collingswood bereits um 6:30 Uhr verlassen sollte. Wir staunten nicht schlecht, als klar wurde, dass uns dieser Bus den ganzen Tag lang quer durch die Metropole von einem Hotspot zum nächsten chauffieren würde. So kam es, dass Herr Oehlers mitten in Chinatown oder am Times Square rief: „Jülich-Colls-out“. Auf dieses Signal hin strömten wir aus dem Bus und erkundeten die verschiedensten Ecken von New York, bis unsere Busfahrerin Tanya (diese Frau muss man erlebt haben – man kann sie nicht beschreiben) einige Zeit später zuverlässig am verabredeten Treffpunkt wieder auf uns wartete. So hatten wir die Möglichkeit, die bekanntesten Sehenswürdigkeiten New Yorks in der kurzen Zeit zu sehen – und sogar ein Spaziergang auf der Brooklyn Bridge war noch drin.

Am wertvollsten war neben diesen Erlebnissen aber die Zeit in den Gastfamilien. Die Chance, auf einem anderen Kontinent einmal vollkommen in das Leben einer anderen Familie anzutauchen und Teil dessen zu sein, haben die Schüler:innen als einzigartige Erfahrung beschrieben, an die sie sich vermutlich ihr ganzes Leben erinnern werden. Der Abschied aus Collingswood hat gezeigt, wie eng die entstandenen Freundschaften geworden sind – als wir bereits in unserem gelben Bus saßen, fühlte sich noch niemand so richtig bereit, Collingswood zu verlassen. Viele der Teilnehmenden sind sich sicher, dass die Kontakte und Verbindungen in die USA noch lange halten werden und haben bereits jetzt Pläne geschmiedet, wie, wann und wo auf der Welt sie ihre Aus­tausch­partner:innen in den nächsten Jahren wiedersehen werden. Alle sind sich einig – die Entscheidung, am Austausch zwischen der Zitadelle und der Collingswood-High School teilzunehmen, gehört zu den besten in ihrem Leben und wird sie für immer prägen.

S. Ossig