Erfolg beim Lateinwettbewerb Certamen Carolinum 2022

Wieso lohnt sich heute noch die Beschäftigung mit den alten Sprachen?
Was haben uns Autoren zu sagen, die vor 2000 Jahren gestorben sind?

Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigte sich Samuel Kieven (Q1) bei der Teilnahme am Certamen Carolinum, einem NRW-weiten Wettbewerb in den alten Sprachen in Aachen.

Der Wettbewerb ist in drei Runden gegliedert: Zunächst muss jeder Teilnehmer eine Facharbeit über eines von mehreren vorgegebenen Themen schreiben. In dieser ersten Runde setzt sich der Schüler mit einem lateinischen oder griechischen Text auseinander, indem er diesen analysiert und einen Gegenwartsbezug herstellt. In dieser ersten Runde nahmen 63 Schülerinnen und Schüler aus ganz Nordrhein-Westfalen teil. Samuel setzte sich zu Beginn mit der otium Vorstellung des Plinius auseinander.

Anschließend schrieben die Schülerinnen und Schüler, die sich für die zweite Runde qualifiziert hatten, eine Übersetzungsklausur mit einem Textumfang von circa 200 Wörtern.

Das Highlight des Wettbewerbs war für die verbliebenen acht Schülerinnen und Schüler wohl die Endrunde vom 17. bis zum 19. November in Aachen. Hierfür bereiteten sie monatelang einen Vortrag über ein selbst gewähltes Thema vor. Samuel Kieven beschäftigte sich dazu mit der Friedensvorstellung des spätantiken Kirchenlehrers Augustinus. Insbesondere in den Zeiten eines neuen Krieges in Europa ist die theoretische und praktische Beschäftigung mit dem Frieden unabdingbar. Und gerade in diesen Zeiten kann uns trotz der zeitlichen Distanz auch ein antiker Autor Hinweise darauf geben, wie mit der aktuellen Situation umzugehen ist. So konstatiert Augustinus eine unauflösliche Verbindung zwischen Frieden und Ordnung. Der Frieden ist demnach nur dann zu erhalten oder wiederherzustellen, wenn eine für sämtliche Konfliktparteien akzeptable und zufriedenstellende Ordnung eingerichtet wird. Wie eine solche Ordnung zwischen Russland und der Ukraine aussehen könnte und ob sie mit dem russischen Präsidenten überhaupt möglich ist, zeichnet sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch nicht ab.

Am zweiten Tag der Endrunde hielten die Schülerinnen und Schüler diesen 15-minütigen Vortrag vor einer 8-köpfigen Fachjury, mit deren Fragen die Präsentatoren im folgenden Colloquium konfrontiert waren. Eine Domführung und ein Empfang im Rathaus durch die Ober­bürgermeisterin der Stadt Aachen sowie gemeinsame Abendessen begleiteten das Programm. Am 19. November wurden die Schülerinnen und Schüler feierlich mit mehreren lukrativen Preisen geehrt. Neben verschiedenen Geld- und Reisepreisen war eine Aufnahme in das Studienstipendium des Deutschen Volkes zu gewinnen. Samuel Kieven erhielt von der Lebek-Stiftung einen Reisegutschein innerhalb der Grenzen des Imperium Romanum im Wert von 1000 Euro. Des Weiteren erhielt er als Bester seiner Jahrgangsstufe den Preis der Teilnahme am Certamen Ciceronianum Arpinas, einem internationalen Lateinwettbewerb, in Italien im nächsten Mai.

Samuel berichtet: „Der Wettbewerb war für mich eine sehr große Freude. Ich hatte die Chance, viele nette Menschen kennenzulernen und viele unglaublich bereichernde Erfahrungen zu machen. Die Zeit in Aachen war sehr spannend und aufregend. Besonders das Kennenlernen der anderen Kandidaten und der Austausch miteinander hat viel Spaß gemacht. Der Wettbewerb hat mich zu einer intensiven Beschäftigung mit den spannenden Seiten der Antike motiviert, allerdings wäre die Teilnahme und der Erfolg ohne meine Lehrer Herrn Dr. Kämper und Herrn Robens, die mich intensiv unterstützt haben, nicht denkbar gewesen. Hierfür möchte ich mich herzlich bedanken. Schließlich kann ich nur jedem – und besonders jedem Schüler – eine Beschäftigung mit den Autoren der Antike empfehlen, da sie heute noch wichtige Botschaften vermitteln.“

Dr. M. Kämper