„Es ist diese Sache. Wer hat mehr Schuld? Der Anführer oder die Mitläufer?“ Es sind Zitate wie dieses, die verdeutlichen, dass die Aufführung der Theater AG nicht einfach nur unterhalten will, sondern auch aktuelle Themen aufgreift und diese pointiert präsentiert. So inszenierte die von Frau Pflugfelder und Frau Miotke geleitete Theater AG im Juni das Stück „Voll verflucht“ im neuen Theatersaal (N17) des Gymnasiums Zitadelle. Neben einer regulären Aufführung waren auch die Drittklässler der umliegenden Grundschulen eingeladen.
Zu Beginn des Stücks lernte das Publikum den schüchternen Schüler David kennen, der sich dazu hinreißen ließ, den Stock einer alten Dame (Freya Ngamou) zu stehlen, um Teil einer Clique zu werden. Doch David sollte die Mutprobe teuer zu stehen kommen: Die alte Dame belegte ihn scheinbar mit einem schaurigen Fluch, sodass ihm fortan ein Missgeschick nach dem anderen unterliefen. In wechselnder Besetzung stellten Frederik Averesch und Ilia Fedosov in der Rolle des verfluchten Protagonisten dieses Schicksal höchst unterhaltsam dar und konnten nicht nur durch authentische Gestik und Mimik, sondern auch durch die Einbindung des Publikums überzeugen. Zunehmend an den Missgeschicken verzweifelnd, sah sich David gezwungen, sich mit der eigenen Schuld auseinanderzusetzen und geriet so in einem furiosen Finale in eine Schlägerei mit seiner ehemaligen Clique (Fabian Thiel, Max van Endern, Lennard Nüßgens, Anton Blick, Maxim Zoriy). Als wertvoller Wertekompass für David erwies sich dabei der stets Sonnenbrille tragende Larry (Anjo Pflugfelder).
Neben dem zentralen Fluchmotiv begegnete der Protagonist aber auch den zeitlosen Themen der Liebe, Freundschaft und der Identitätsfindung. Mit Mo (Emily Kurth und Mila Badreddine) wurde dem Publikum etwa eine Figur gezeigt, anhand der Grenzen der Frage diskutiert wurden, was es heißt, typisch Junge oder typisch Mädchen zu sein. Eine clever zwischen den Szenen des Stücks platzierte Cheerleadergruppe (Mira Cheriyan, Alica Hoen, Sonora Gregory, Vasilisa Dronova) sorgte für einen gelungen Wechsel zwischen ernsten Themen und unterhaltsamen Abschnitten. Als ebenso unterhaltsam erwiesen sich die Auftritte der Lehrkräfte Mr. MacFarland (Jana Gad), Mrs. Gutierrez (Greta Hoen) und Mr. Lugano (Myla Collé), die den Protagonisten durch dessen Schulalltag begleiteten. Abseits des Schulalltags bot Davids Familie (Andrea Daun, Louis Töws, Julia Hausen, Ida von Wirth) ihm nicht nur den nötigen Halt, sondern auch wertvolle Ratschläge.
Unterstützt wurde die Aufführung im neuen Theatersaal durch moderne Technik wie eine Leinwand, die mittels Beamerbild die Kulisse erschuf- Licht- und Tontechnik (Joleen Chorus, Maria Danylyuk, Clara Ebert, Emil Pflugfelder, Wilfried Sachse) wurden ebenfalls bewusst sowie gekonnt eingesetzt, um das Stück etwas durch aktuelle Popsongs zu rahmen.
Als sich am Ende des Stücks herausstellte, dass die Vielzahl an peinlichen Missgeschicken, die David unterliefen, auf die Schuldgefühle im Unterbewusstsein statt auf den Fluch zurückzuführen waren, und David sogar zu seiner Liebe Tori (Elisa Zimmermann, Pia Sandkaulen) fand, konnte das angespannt auf die Auflösung wartende Publikum begeistert durchatmen. Der Theatergruppe gelang es durchweg, zeitlose Themen mit aktuellen Fragestellungen und einer spannenden Handlung kurzweilig wie auch unterhaltsam zu verknüpfen – nicht zuletzt auch deshalb, weil das Stück sprachlich behutsam in authentischer Jugendsprache dargeboten wurde.
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